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  Medienberichte
 





Der von der Gruppe Domus Draconis organisierte Hagener Markt
zeigt das Leben vergangener Jahrhunderte - 17.06.2014

Entschleunigung im Mittelalter

Von Stefanie Ballscheidt und Andrea Grotheer

Hagen. Zum achten Mal fand in Hagen der Mittelaltermarkt statt. 42 Aussteller zeigen ihre Kunst und bieten ihre Waren an. Organisiert wurde das bunte Fest von der Gruppe Domus Draconis.

Mittelaltermarkt in Hagen
Ralf Segelken alias „Wolfker“ demonstrierte und erklärte Jutta und Peter Kruse mit Enkeltochter Natalie (v.l.) aus Langen die Herstellung g eines Kettenhemdes. Eine Reise in die Vergangenheit konnten die Besucher des Mittelaltermarktes in Hagen unternehmen. Auf die Beine gestellt hatte das bunte Fest, das bereits zum achten Mal stattfand, die Gruppe Domus Draconis. „Dieses Jahr ist der Markt noch größer, da unser Heerlager ausgeweitet werden konnte und die Lagerer den Sportplatz mit nutzen“, sagte Anne Loock, die gemeinsam mit Gabi Hannemann die Organisation übernommen hat. Für Kay Kiolbassa ist ein Mittelaltermarkt ein Ort der Entschleunigung: „Hier gibt es kein Radio, kein Fernsehen und das Handy nur im Notfall“, sagt der Hamburger. „Das Miteinander funktioniert, man duzt sich und es gibt keine Ellbogengesellschaft, das ist nicht so wie im richtigen Leben“, meint er. Gemeinsam mit Sonja Räther verkauft er am Stand eines Freundes „Wiki-Ramsch“, wie sich der Wikinger-Flohmarkt nennt. „Ich mag das Flair, die Atmosphäre und die Menschen hier“, sagt Sonja Räther. Gekleidet sind die beiden Mittelalterfans in Gewänder, die optisch in die Zeit passen. Das notwendige Zubehör für eine Mittelalterausrüstung gibt es auf dem Markt.


Mittelaltermarkt in Hagen
So reiste der Adel im 16. Jahrhundert: Die Gruppe „Landed Gentry“ entführt die Besucher mit ihrer noblen Lagerstelle in die Zeit eines Treffens zwischen König Heinrich VIII. und Francois I. von Frankreich. Als Lady Elizabeth Grant tritt Britta Rauser in edler Robe auf. 42 Aussteller zeigen ihre Kunst und bieten ihre Waren an. Dazu gehören auch Kerzen, Seifen sowie Töpfer- und Lederwaren. Rentierfelle und Met, einen Honigwein, kann man bei Lasse Kaumhaar kaufen. Der Bezug zu seinem Pseudonym wird schnell klar, wenn er seine Kappe lüftet und man seinen Bart berücksichtigt. „Ich war früher als Besucher auf Märkten und fand das sehr spannend“, erzählt er. Mit „allgemeiner Hökerei“ habe er sein Geschäft, das er hauptberuflich betreibt, gestartet und sich dann auf Felle, Met und Senfe spezialisiert. Allein in diesem Jahr ist er an 34 Wochenende mit seinem Angebot unterwegs. Aus Bremen kommt Johanna Purwin. Sie hat sich von der Kräuterfrau Rana Tücher ausgeliehen, die sie gekonnt durch die Luft wirbelt: „Das sind Poi, die von den Maori, den Ureinwohnern Neuseelands, stammen. Dort gehören Tanzchoreografien mit Poi zum Stammesritual“, erklärt sie und ist auf der Suche nach einer Mittelaltergruppe in ihrer Nähe, der sie sich anschließen kann. Den Landadel – die Gruppe „Landed Gentry“ – trifft man ein Stück weiter und bekommt einen Eindruck von der durchaus gehobenen Ausstattung eines Schlafzimmers der noblen Gesellschaft auf Reisen in der damaligen Zeit. „Wir stellen das Treffen „Field of cloth of gold“ in Frankreich in der Zeit vom 7. bis 24. Juni 1520 nach“, erzählt Lady Elizabeth Grant, die im wahren Leben Britta Rauser heißt. Es gebe wenige historisch belegte Treffen, bei denen die Reisen nicht zu kriegerischen Zwecken erfolgten, erzählt sie. Bei diesem freundschaftlichen Zusammentreffen zwischen König Heinrich VIII. und Francois I. von Frankreich habe es über 2800 Zelte gegeben, bei denen jeder jeden übertreffen wollte. „Wir stellen eine schottische Gruppe dar“, so die Lady.

Kriegerisch geht es dagegen am Stand von Ralf Segelken aus Hagen zu. Als „Wolfker“ ist er Mitglied der Gruppe Domus Draconis und demonstriert die Entstehung von Kettenhemden. „Dieses ist mit einem 1,4 Millimeter Draht erstellt und mit elf Kilogramm „die leichte Bauweise““, sagt er. Normalerweise nehme man zwei Millimeter Draht, der über eine Stande gedreht – gewurmt – wird. Die einzelnen Ringe des „Wurms“ wurden im Mittelalter mit dem Meißel getrennt, heute bedient man sich einer Zange. „Bei einem Hemd dieser Art müsste man bei acht Stunden Arbeit täglich ein Vierteljahr arbeiten, um etwa 45 000 Ringe zu verarbeiten“, erklärt er die Dimensionen. Je nach Größe kämen auch schon mal bis zu 60 000 Ringe zum Einsatz. „Auch damals war das nur für Könige oder den Hochadel erschwinglich und kostete zwischen zwölf und 20 Rinder“, sagt der Experte. Heute zahle man etwa 1200 Euro für ein solches Exemplar.

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11.07.2011                                              LÜBBECKE-OBERMEHNEN
Babilonie erschafft perfekte Mittelalter-Szenerie
Heimatverein verwandelte Kummerbrink in Markt mit Rittern,
Knappen und Schönheiten in aufwändig bestickten Adelsgewändern
von Nils Beinke
 
Militia Historia | FOTO: NILS BEINKE
 
Lübbecke-Obermehnen. "Hört, hört Ihr Leut’, der Markt soll hiermit eröffnet sein!", schallt Sven Bleibers gewaltige Stimme über den Kummerbrink. Gerade hat der Marktvogt gesprochen, da bekämpfen sich mit klirrenden Klingen Knappen, dreht sich ein Spanferkel über kleiner Flamme, tanzen fröhlich Kinder umher. Der Heimatverein Babilonie hat bei der Marktpremiere eine perfekte Mittelalter-Idylle geschaffen.

Seit zwei Tagen stehen die Heimatbäcker Willi Kamp und Horst Behrens im kleinen Backhaus und schieben die Brote und den Kuchen in den Ofen und kommen mit dem Nachschub kaum hinterher: "Der Butterkuchen ist nicht einmal ganz abgekühlt, da war er schon verschwunden." Dafür ist kein mittelalterliches Mirakel verantwortlich, sondern der ausgesprochen gut besuchte Markt.
 

Nicht nur wegen des Kuchens kommt auch Heimatvereinsvorsitzender Klaus Bernotat ins Schwärmen: "Wundervolles Wetter, tolle Stimmung und viele nette Menschen. Die Vorbereitungen haben sich gelohnt."

Für diesen Tag haben sich die Babilonie-Mitglieder besonders in Schale geworfen, genauer gesagt Leinen, denn alle Kostüme sind selbst genäht. Manche Besucher dagegen hatten bereits ihre Gewänder im Schrank, so wie die 15-jährige Sophie Ihmels. Am Stand von Yvonne Albrecht und Britta Rauser begutachtet sie die aufwändig bestickten und langen Kleider der Frauen und ist zufrieden: "Es ist praktisch Saison-Eröffnung für die Mittelaltermärkte hier, und ich bin sehr positiv überrascht, wie viel hier geboten wird."

Damit ist neben den Köstlichkeiten vom Grill und den zahlreichen Ständen mit Kerzen, Schmuck und Kleidung ebenso das Rahmenprogramm gemeint. Fast pausenlos wird etwas geboten. Da kann es vorkommen, dass hinter dem eigenen Rücken plötzlich die Schwerter klirren und es ruppig zur Sache geht. Doch die Männer der Gruppe "Militia Historia" haben das lustige Augenzwinkern unterm Helm mit dabei, wenn nach einem Treffer mokiert wird: "Aua! Das tat weh! Kannst du mal pusten?"

Jetzt kriegen die Kämpfer es mit Katrin Böker vom Bogenschießstand zu tun: "Erschreckt mir die Kinder nicht", ruft sie und lacht. Die Kids lassen sich so schnell nicht aus der Ruhe bringen, so wie der achtjährige Alexander der sicher den Pfeil ins Ziel bringt. "Das macht Spaß und ich habe getroffen", verkündet er stolz und sein Vater Harald Grote bestätigt: "Ja, das Schwein wäre jetzt tot." Gemeint ist natürlich die Plastikscheibe in Wildschweinform. Zusammen mit seinem Vater entdeckt der Junge den Markt.
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